Eigentlich war es abzusehen.
Ursula Stenzel, ehemaliger Garant für einschläfernde ORF-Moderationen wechselte von der ÖVP zur FPÖ – als Parteifreie wolle sie für Heinz Christian Strache in den Wien-Wahlkampf ziehen, legte sich aber für eine Parteifreie für den Parteiobmann der Rechtsextremen ziemlich ins Zeug. „Diese Partei hat sich gewandelt“, ist sie nicht müde zu betonen „man dürfe sie nicht ausgrenzen und sie wäre die einzige Alternative zum herrschenden Parteiensystem“, versucht sie unermüdlich zu erklären.
Verstanden hatten Stenzels Monolog vermutlich nur die NLP-konditionierten FPÖ-Anhänger nebst ein paar Schmissträgern beim „Speakerscorner“, einem Rednerpodest mit Zeltüberdachung am Graben in Wien, als sie eine Wattebauschattacke gegen die Rot/Grüne Stadtregierung ritt.
„…man sieht ja, was Rot/Grün hier im 1. Bezirk angerichtet haben!“, tönte es in den Ohren des verwunderten Restpublikums, das staunend ob des Paralleluniversums der ehemals schwarzen Bezirkschefin die Blicke im Zentrum der Stadt mit der weltweit höchsten Lebensqualität schweifen ließ und sich gegenseitig fragende Blicke zuwerfend, wieder der Monologista zuwandte.
Um noch eine Stufe skurriler zu werden, textet die neuerdings von zu Löwinnen geschminkten FPÖ-Fans Begleitete wenige Tage später in Facebook:
„…auch Strache hat Kultur der Menschlichkeit…“
Auch wenn sie in vielem immer schon mit der FPÖ deckungsgleich war – ihrer Menschenverachtung z.B., die sie gegen Obdachlose, Straßenmusikanten und Bettler als Bezirkschefin in „ihrem“ 1. Wiener Gemeindebezirk zu Tage legte – hatte sie für einfache Erdberger Haidernachahmer und den Pöbel, mit dem die Freiheitlichen ihre Bierzelte füllten, nichts übrig.
Beim Wahlkampfauftakt 2015 der FPÖ am Viktor-Adler-Markt, im 10. Wiener Gemeindebezirk bewies sie zum ersten Mal, dass ihre Wendehalsigkeit dem sicher auch jetzt noch von ihr verachtetem einfachen Wahlvolk nicht nur nicht auffiel, nein, sogar noch mit Applaus und Gegröhle belohnt wurde.
Verlässt ein FPÖ-Politiker die Partei, oder noch schlimmer, wechselt zu einer anderen, ist ihm Verachtung und Hass in diversen Foren sicher, wird als Verräter, Ratte und Schlimmeres gebrandmarkt.
Frau Stenzel, die selbsternannte Grande Dame der Inneren Stadt, wird mit offenen Armen zur „Musik“ der Parteikapelle „John Otti Band“ in der blauen Familie willkommen geheißen. Als Heimkehrerin quasi.
„Ich habe hier bei Ihnen im 10. Bezirk meine politische Heimat gefunden…“ und schon flogen ihr die zuvor alkoholgetränkten Herzen zu. Wäre Winter gewesen, ob sie in Favoriten auch mit Echtpelz und Schirmträgerin zur Bühne geeilt wäre?
Was aber hat diese Geschichte mit der Headline „Ursula Stenzel und die bezahlten Fake-Freunde“ zu tun?
Ganz einfach: Ursula Stenzel ist längst keine parteifreie Kandidatin mehr, kommt sie schon in den Genuss, ihr Facebook-Profil im Oktober mit falschen Freunden befüllt zu bekommen.
Aber bezahlt?
Bezahlt so oder so, denn entweder werden Abonnements gekauft, wie schon bei HC Strache aufgedeckt wurde, oder Angestellte der FPÖ dürfen weltweit Personen mit Freundschaftsanfragen eindecken, die ohnehin jeden annehmen, ohne ihn auch nur im geringsten zu kennen oder gar zu überprüfen. Dies funktioniert z.B. bei Künstlern recht gut, die täglich -zig Anfragen bekommen und meist ein Praktikant im Management, das die Seite betreut, jeden reinlässt, um eine möglichst große Fanbase zu generieren.
Im Anhang einige Screenshots von Stenzels Seite mit „Freunden“ aus 62 Ländern: